(rau/hei/mal) Was wäre der Bürgerpark ohne die Sage mit dem Krüppel? Richtig, ein Industriepark stände dort heute. Hier zeigt sich, wie wichtig Sagen, Riten und Mythen auch für eine Großstadt sind. INFO räumt nun auf in der Gerümpelkammer der Geschichtenküche und kehrt mit einem Besen die wichtigsten Bremer Sitten und Bräuche zusammen, um sie in komprimierter Form dem Leser exclusiv zu erläutern.
Die Kohlfahrt
Fangen wir mit einer der unsinnigsten Sitten an: der Kohlfahrt. Was nur treibt erwachsene Menschen dazu, in den Monaten des schlechten Wetters (November bis Februar), sich würfelnder Weise wie in einem großen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel durch unwegsames Gelände zu quälen? Äußeres Erscheinungsbild ist ein ausgelassenes buntes Häufchen mit Handkarren. Vor dem Bauch ein Eierbecher am Geschenkband. Das geistige Potential sinkt auf den Bereich zwischen Leber und Kniescheibe. Manneskraft wird in getrunkenem Korn gemessen, Grundlage für das anstehende Horrormahl. Hier gehört alles hinein, was fett ist.
Knorpel, Modder, Augen, Gedärme, Hirnrinde, Schlick und ein wenig Kohl. Dieses allerdings nur, um den Namen zu wahren, wer würde schon gerne eine Hirnrindenfahrt machen. Um der Sache einen magenfreundlichen Anstrich zu geben, erreicht diese dubiose Festivität ihren Zenit in orgiastischen Tanzausschweifungen zu üblen Klängen. Zurück geht dieser Brauch auf die Zeit des frühen Mittelalters, als das Leben noch so richtig schön war und man sich danach sehnte, daß es einem mal richtig schlecht geht. Heutzutage ist es umgekehrt.
Fortsetzung folgt …